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§. 72. Das Kaiserthum und das Papftthum.
und des äußern Friedens, der Papst der Wächter der heiligen
Zucht und sittlichen Ordnung seyn, jener mit seiner weltlichen
Macht die Kirche schützen, dieser mit seinen geistlichen Mitteln
den Staat unterstützen. In diesem Gleichgewichte stand die
weltliche und geistliche Gewalt zu Karls des Großen Zeit.
Nach seinem Tode suchte zuerst die geistliche Gewalt
eine überwiegende Stellung einzunehmen, indem
sie auf Absetzung Ludwigs des Frommen drang und auf die
Seite Lothar's trat. Den Deutschen dagegen gelang es,
dieses Bestreben der geistlichen Gewalt zurückzudrängen und die
weltliche Selbstherrschaft zu behaupten, durch Otto den Großen
aber das Kaiserthum über das Papstthum zu erheben.
Weil nun aber deswegen die deutschen Kaiser sich ihre
Krönung von den Päpsten meist erkämpfen mußten, und
außerdem durch die Widerspenstigkeit der Fürsten in
der Behauptung ihrer Kaisermacht so vielfach gehemmt waren:
so suchten sie sich in den Bi sch offen eine Gegenstütze zu
bereiten und vereinigten mit den Bisthümern die Graf-
schaftsrechte; und da natürlich die Vereinigung der geist-
lichen und weltlichen Gewalt den Bischöffen Vortheil brachte
so waren sie dem Kaiser ganz zu Willen, und dieß um so
lieber, weil der Papst seit dem 9. Jahrhundert die
Selbstständigkeit der bischöflichen Macht vollends
zu brechen und sie seiner kirchlichen Alleinherrschaft
zu unterwerfen gesucht hatte.
Auf diese Weise wurde das frühere Gleichgewicht, in
welchem vorher die beiden höchsten Häupter der Christenheit
zu einander standen, gestört, und Kaiserthum und Papstthum
bildeten nur zu oft einen Gegensatz, der früher oder später
selbst für den leicht zu weit greifenden Sieger nachtheilig
werden mußte, wie sich das besonders deutlich offenbarte, als
auf die sächsischen Kaiser
1024—1125 die salischen Kaiser oder die Kaiser aus dem
salisch-fränkischen Stamme folgten.
Die Reihe derselben beginnt mit Konrad U (1024-1039),
welcher dem Kaiserthume sowohl in Deutschland, als in Jta-
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Extrahierte Personennamen: Karls Ludwigs Otto Konrad
§. 103. Preußens Emporkommen.
30f?
einem neuen Kriege mit den Türken zu entschädigen, zog
ihm darauf auch noch den Verlust von Serbien mit
Belgrad und seines Antheils an der Wallachei zu.
4. Preußens Emporkommen.
1. Die beiden ersten schlesischen Kriege.
§. 103. (Jftit dem Jahre
17ld, da Friedrich Ii in Preußen und Maria Theresia
in Österreich den Thron bestieg, traten für Europa wichtige
Veränderungen ein.
Den Grund zur Macht des brandenburgisch-
preußischen Hauses hatte der gerade 100 Jahre zuvor
geborne große Kurfürst Friedrich Wilhelm von
Brandenburg dadurch gelegt, daß er im Welauer
Vertrage mit Polen 1657 die Souverainetät über
Preußen erwarb, und durch seinen Kriegsruhm (als Ver-
bündeter Hollands gegen Ludwig Xiv (§. 99), insbe-
sondere als Sieger bei Fehrbellin 1675), so wie
durch seine weise Verwaltung jenes Ansehen noch bedeutend
erhöhte.
Darauf erlangte sein Sohn, der Kurfürst Friedrich Ii
dafür, daß er den Kaiser Leopold im spanischen Erbfolge-
kriege unterstützte, 1701 die Königswürde in Preu-
ßen, erweiterte durch mehrere Erwerbungen (darunter
Neufchatel und Valangin) den Staat, stürzte ihn aber
auch durch seine verschwenderische Prachtliebe in drückende
Schulden.
Doch sein Sohn und Nachfolger, König Friedrich
Wilhelm I (1713 — 1740), half dieser Noch ab, und
brachte, als ein zwar wissenschaftlicher Bildung nicht ge-
neigter und für das Soldatenthum voreingenommener, aber
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Wilhelm_von
Brandenburg Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Ii Friedrich Leopold Leopold Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Serbien Belgrad Europa Hollands Fehrbellin
h. 96. Der dreißigjährige Krieg.
283
dadurch wieder hergestellte Einigkeit der katholischen Mächte
führte nun zu neuen Siegen der katholischen Sache.
In dem nun beginnenden Kriege wurde zuerst Manns -
feld bei Dessau von Wallenstein geschlagen und nach
Ungarn gesprengt; dann der König Christian bei Lut-
ter am Barenberg vontilly besiegt; darauf Mecklen-
burg und Holstein von Tilly und Wallenstein besetzt
und verheert. Der ehrgeizige Wallenstein ließ sich nun
vom Kaiser zum Herzog von Mecklenburg ernennen und
trachtete auch nach dem Besitze der pommerschen Ostseeküste.
Da er aber Stralsund nicht erobern konnte, und einer-
seits England, anderseits Schweden ihn bedrohte, so betrieb
er selbst den Frieden mitdänemark (1629), wodurch
dieses von seinem zügellosen Heere befreit wurde.
Schon die ersten Siege hatten den Kaiser bewogen, sowohl
den Protestantismus in Böhmen vollends zu unterdrücken, als
auch den Kurfürsten Maximilian die Oberpfalz
erbeigenthümlich und einen Theil der Unterpfalz als
Lehen zu geben. Jetzt erließ er auch (obgleich unter Wider-
spruch der Mehrheit selbst der katholischen Stände) gegen
die Protestanten
.1629 das Restitutionsedict, das ihnen alle seit dem Passauer
Vertrag eingezogenen Kirchengüter herauszugeben befahl.
Um nun diesem Befehle Nachdruck zu geben, behielt er alle
seine Heere noch auf dem Kriegsfuße, und während sich
schon da und dort die Jesuiten in den Besitz der Kirchen-
güter setzten und sich verlauten ließen, daß man selbst den
Religionsfrieden nicht mehr anerkennen werde, schien der
Protestantismus in Deutschland völlig unterlegen zu seyn.
Da führte eine neue Störung der Einmüthigkeit der
katholischen Mächte Europa's einen plötzlichen Umschwung
der Dinge herbei.
Weil nämlich Österreich durch seine Siege in Norddeutsch-
land wieder Aussicht auf volle Wiederherstellung der kaiser-
lichen Hoheit im deutschen Reiche, ja sogar in Italien be-
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Extrahierte Personennamen: Christian Tilly Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Dessau Ungarn Barenberg Holstein England Deutschland Norddeutsch- Italien
ß. 111. Wiederherstellung der europäischen Staatenverhältnisse. 331
5, Wiederstellung der europäischen Staaten-
verhältniffe.
§. 111. Von der Herrschsucht angereizt, gedacht' er im Jahre
1812, nun auch Rußlands Meister zu werden, dessen Be-
herrscher Alexander sich von dem Continentalsystem los-
gesagt und die Räumung Preußens von ihm verlangt hatte.
Alle ihm unmittelbar und mittelbar pflichtigen Länder
des Festlands (mit Ausnahme Schwedens) mußten ihm Zu-
zug leisten, und so brach er mit weit über einer halben
Million von Kriegern in das russische Reich ein, drang durch
die blutige Schlacht an der Moskwa bis in das
Herz desselben vor, und schien durch die Besetzung Mos-
kau ' s schon Herr des Czaarenreichs zu seyn. Da wandt'
sich's — : der Brand von Moskau, das die Russen
selber anzündeten, zwang Napoleon zum verderblichen Rück-
zug , auf welchem Hunger, Frost und Feindesschwert sein
ganzes Heer vernichteten.
Denn ein preußisches Corps hatte sich bereits zu dem
Feinde geschlagen; Friedrich Wilhelm in rief nun sein
Volk auf, und das Jahr Achtzehnhundert und
dreizehn sah die begeisterte Erhebung und end-
liche Befreiung Deutschlands.
Anfangs zwar, von einem neuen Heere aus Frankreich
unterstützt, erzwang Napoleon einen Waffenstillstand mit den
Verbündeten; aber nach Ablauf desselben führte der Beitritt
Schwedens und Österreichs, so wie bald darauf Bayern's,
1813 d. 16. bis 18. Okt. die Schlacht bei Leipzig herbei,
welche Frankreich's Herrschaft über Deutsch-
land mit Einem Male vernichtete. Die Flucht
Napoleons über den Rhein, die Auflösung des Rheinbundes,
die Rückkehr der vertriebenen Fürsten in ihre Länder und die
Befreiung Hollands waren die nächsten Folgen jener denk-
würdigen Völkerschlacht.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Schwedens Moskwa Mos- Moskau Deutschlands Frankreich Schwedens Leipzig Napoleons Rhein Hollands